Der Staats-Anzeiger
Bismarck, North Dakota
19 June 1913
Film 3639, Vol. 7, No. 47, Page 4

Estevan, Saskatchewan, Canada
June 10, 1913

I brought school to a close in the Landau parish in Saskatchewan on May 29, and moved back to Estevan to perhaps be able to rest up from my stressful activity. Since I am already in my fifties, I am sometimes surprised that I can fulfill the stressful job of a teaching for such long hours and then still have the energy to write to Der Staats-Anzeiger after the day's work. But as the well known adage has it, "What one likes to do causes no difficulty." And really, if I want to report something to Der Staats-Anzeiger, then it seems that all weariness disappears and I am animated with new strength. I wouldn't let myself refrain from it unless the room was on fire. I am happy to see that Der Staats-Anzeiger enjoys ever growing circulation, and wherever the beloved newspaper has once come in, it abides as an ongoing and welcome guest.

But whether or not I will now find the time to take a long rest is hard to say, for some children in Estevan have awaited my return from the land for a long time, and furthermore some other children in Landau want me to teach them music and German language. Up to now I would have preferred to have some rest, but if I am persuaded to take up teaching again within a month, I will have to make some changes in my schedule so that I can get more rest than I have had up to now.

[One paragraph (27 column lines) describing the writer's involvement with the parish choir.]

The summer-planting was completed ten days ago, and the grain that was sown early has a good stand. However, that which was sown later is suffering from recent windy weather and from drought, whose consequences are already noticeable. We did have two soaking rains, but we now need a third one because the wind, blowing day and night, takes a lot of moisture out of the ground. It is said that many areas of Canada are stricken with drought, so much so that the seed did not even germinate. Let us put our trust in the Almighty, the giver of all good things and we shall be heard!

[ A religious hymn (six stanzas of four lines each) asking God's forgiveness and blessings on the crop.]

In des Königs Achabs Tagen
Schlugst Du Israel mit Plagen
Daß die Erde steinern war
Drei und noch ein halbes Jahr.

Ihre Buße brachte Segen;
Du gabst ihnen wieder Regen
Und verziehst die Missethat,
Als Elias für sie bat.

Laß auch uns Erbarmen finden
Wenn Du, wegen unserer Sünden,
In den Zorn gerathen bist
Und das Wetter schädlich ist.

Voll von heiligem Vertrauen
Wollen wir die Felder bauen;
Oeffne Deine Wunderhand
Ueber unser Vaterland!

Alle kannst du wohlversorgen
Ohne nur dazu zu borgen;
Du bist unermeßlich reich:
Wer ist Dir an Weisheit gleich?

Höre gnädig unser Bitten
Wende ab von unsern Hütten
Krankheit, Krieg und Hungernoth;
Gieb uns unser täglich Brot!

Today again, as for the past five days, the winds are howling under a cloudless sky and make it nearly impossible to hear or see anything.

My greetings to the editor and to all the readers.

Anton Jochim

Irma Katz Collection, Skokie, Illinois
Translation by Raymond C. Backes, Altadena, California, July 2003
© 2003 by Raymond C. Backes
All Rights Reserved

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Den 29. Mai endigte ich den Schulunterricht in der Gemeinde Landau in Saskatchewan und zog mich nach Estevan zurück, um vielleicht doch einmal von angestrengter Thätigkeit ausruhen zu können. Da ich schon in den Fünfzigern stehe, staunte ich oft selbst schon wie es mir möglich ist, den anstrengenden Lehrerberuf auf so lange Stunden ausdehnen zu können und dann noch nach des Tages Mühen die Korrespondenz für den Der Staats-Anzeiger aufzunehmen. Aber bekanntlich lehrt das Sprüchwort: "Was man gerne thut, verursacht keine Schwierigkeit." Und wirklich, wenn ich dem Der Staats-Anzeiger etwas berichten will, scheint alle Müdigkeit geschwunden zu sein und neue Kraft mich zu beseelen. Ich würde mich davon nicht abhalten lassen, es sei denn daß die Zimmerdecke in Brand stünde. Der Staats-Anzeiger gewinnt zu meiner grösten Freude immer mehr an Verbreitung und wo das liebe Blatt einmal seinen Einzug gehalten hat, bleibt es auch als ständiger, lieber Gast.

Ob ich nun aber Zeit gewinnen werde, lange der Ruhe zu pflegen, ist schwer zu sagen, denn einige Kinder in Estevan harrten längst schon meiner Rückkehr vom Lande und auch in der Gemeinde Landau erwachte bei anderen Kindern die Lust Unterricht in deutscher Sprache und Musik bei mir zu nehmen. Vor der Hand hätte ich am liebsten etwas Ruhe, sollte ich aber gezwungen sein, dennoch innerhalb eines Monats den Unterricht wieder aufzunehmen, muß ich Aenderungen im Stundenplan machen, damit ich mehr Ruhe bekomme als ich seither hatte.

[ A detailed description of his involvement in the parish choir-summarized in translation: ]

Zum hl. Fronleichnamsfest sang ich in der Landauer Kirche mit meinen Schülern die hl. Messe unter Orgelbegleitung und Hochwürden Pfarrer Schorr dankte mir herzlichst. Am Sonntag, den 1. Juni, sang ich mit meinen Schülern das Hochamt. Auf der dritten Sonntag im Juni werden meine jungen Zöglinge in Landau das Hochamt allein mit Orgelspiel aufführen, doch werde ich selbst anwesend sein, um den vielleicht doch für's erste Male befangenen Schülern behülflich zu sein. Nach dem Hochamte folgt feierliche Vesper, welche ich selbst spielen und mit den Sängern singen werde. Das wird ein Tag der Freude für die Eltern und auch für die Gemeinde sein, da sie vorher keinen Organisten mit entsprechender Bildung hatten. Drei meiner Schülerinnen sind im Stande bei der Feier der hl. Lithurgie die gottesdienstlichen Gesänge und Orgelspiel zu leisten und ein Gleiches gedenke ich noch in mehreren anderen Gemeinden fertig zu bringen.

Die Sommersaaten sind nun seit zehn Tagen bestellt und das frühgesäete Getreide steht befriedigend. Die Spätsaaten aber leiden unter dem stürmlichen Wetter der Letztzeit und unter Trockenheit. Die Folgen machen sich bereits bemerkbar. Wir hatten zwar zwei durchweichende Regen, brauchen aber jetzt den dritten, denn Stürme Tag und Nacht raubten dem Boden viel Feuchtigkeit. In vielen Gegenden Canadas soll große Trockenheit herrschen, sodaß die Saaten noch im Schoosze der Erde gebettet liegen. Vertrauen wir auf den Allerhöchsten, den Geber alles Guten, und wir werden erhöret werden!

[ A religious poem (hymn) of six stanzas asking God's forgiveness and blessings on the crop]

In des Königs Achabs Tagen
Schlugst Du Israel mit Plagen
Daß die Erde steinern war
Drei und noch ein halbes Jahr.

Ihre Buße brachte Segen;
Du gabst ihnen wieder Regen
Und verziehst die Missethat,
Als Elias für sie bat.

Laß auch uns Erbarmen finden
Wenn Du, wegen unserer Sünden,
In den Zorn gerathen bist
Und das Wetter schädlich ist.

Voll von heiligem Vertrauen
Wollen wir die Felder bauen;
Oeffne Deine Wunderhand
Ueber unser Vaterland!

Alle kannst du wohlversorgen
Ohne nur dazu zu borgen;
Du bist unermeßlich reich:
Wer ist Dir an Weisheit gleich?

Höre gnädig unser Bitten
Wende ab von unsern Hütten
Krankheit, Krieg und Hungernoth;
Gieb uns unser täglich Brot!

Heute wieder, wie seit schon fünf Tagen, rasen die Stürme bei wolkenlosem Himmel daß einem Hören u. Sehen vergehen möchte.

Entbiete der Redaktion und dem Leserkreis meine Grüße.

Anton Jochim