Der Staats-Anzeiger
Bismarck, North Dakota
25 May 1911
Film 11463, Vol. 5, No. 44, Page 5

Harvey, North Dakota
May 18, 1911

The most beautiful time of the year is certainly springtime or the month of May.

Nature comes back to life and the earth is covered in resplendent green. Each little flower that springs from the earth and the millions of seeds scattered by industrious farmers will cover the earth in a colorful blanket. During the month of May, the aroma of early morning greets us along with the songbird with delight and joy!

The first day of May presented itself with harsh, stormy weather. The constant wind from the west and south has made our landowners miserable. Every day they remember the draught from last spring and summer when the vegetation dried up and how painful the circumstances were to accept. However, praise be to God, the rains started coming this year on May 9th. Throughout the area, there is flooding. Further south and west from here the abundant downpour caused fields to be under water, giving the appearance of a large lake.

By Strassburg and Odessa1 there was a large thunderstorm and according to Mr. Adam Lesmeister of Odessa, many fields are flooded and damage is significant.

The crop near Harvey and surrounding area is very good. Those crops that appeared to have dried up have recovered and are looking good. "What God wishes to refresh, he will not allow to dry up". We are hopeful that farmers in this area will be blessed with a good harvest. Does not every Christian farmer pray for hail storms and thunderstorms to stay away? Does he not say: "From lightening and storms, protect us oh Lord!"

I want to thank Editor Brandt for sending me a letter from my brother Joseph Jochim who lives in Siberia. I want to convey a heartfelt greeting to him and his family but it is with sorrow that I must say that I cannot fulfill his request.

Anton Jochim
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  1. Translator note: In this case, Strassburg and Odessa seem to refer to small localities in Pierce County in the area of Esmond and Selz. Pierce is the only county where both localities are listed by Douglas Wick in North Dakota Place Names.
Irma Geiss Katz Collection, Skokie, Illinois
Translation by Val Wangler, Bismarck, North Dakota, January 2006
© 2006 by Val Wangler
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Die schonste Zeit des Jahres ist gewiss die Fruhlings, oder Maienzeit, denn da erwacht gleichsam die ganze Natur; die Erde prangt in ihrem Grun, jades blumlein tritt wieder aus dem Schoosse der Erde hervor, die Milliarden ungezahlter Samenkornlein, die von fleissigen Ackerman in die Erde gestreut wurden, sind aufgegangen und bilden ein zauberhastes Grun; die zwar nicht reichlich vertretene Blumenwelt spendet uns aromatischen Duft und der Vogelsang, her uns am fruhen Morgen begrusst, verfusst noch die Freuden des so lieblichen Maimonates----Ja, uberall herrscht Wonne und Freude!

Die ersten Tage des Mai liessen sich sehr rauh und strumisch. Die bestandig aus Suden und Westen brausenden Winde machten unserm Landwirthe schweren Kummer, denn sie trockneten rasch das Erdreich aus und hemmten alle Vegetation, sodas wir taglich an den vorjahrigen Fruhling und Sommer uns erinnern mussten, die uns herbe Schmerzen bereiteten und Tausenden unbergesslich bleiben dursten. Da aber, Gott sei Lob und Dank, brachte der Mai in den Tagen beginnend mit dem 9 des Monats reichliche Regengusse. Stellenweise sollen diese sogar Ueberschwemmungen verursacht haben. Weiter sudlich und westlich von hier warden haufige Regengusse gemeldet, die die Sootfelder unter Wasser setzten, sodas diese einem grossen See glichen. Alle Niederungen und Seen sind nun wieder mit Wasservorrath versehen und und daselbe trat vielerorten uber die User.

Bei Strassburg und Odessa gingen gleichfalls zwei grosse Gewitterregen nieder, die sogar an einigen bergigen Stellen betrachtlichen Schaden verursachten. Wie mir Herr Adam Lesmeister aus Odessa erzahlte, sollen viele Felder dort von einer grossen Wasserwelle uberfluthet und viele seen angefullt worden sein.

Die Sooten bei Harvey und umgegend stehen ausserordentlich gut und befriedigend.

Die Sooten auf den Hochebeuen, von denen man glaubte, dass sie infolge grosser trokenheit vernichtet worden seien, zeigen sich gleichfalls schon und gut. "Was Gott will erquicken, lasst er nicht ersticken!" Voll Hoffnung wollen wir einer gesegeneten Ernte entgegesehen. Mogen aber unsrer Getriedefelder von schadlichen Gewittern und verheerendem Hagelschlag verschont bleiben, denn wer kennt nicht die schrecken des vernichtenden Hagelschlags? Betet nicht fast jeder Christliche Landwirth, wenn seine Blikke uber die Sootfelder schweisen: "Vor blitz und Ungewitter bewahre uns, O Herr!" Ofer "Dass Du die Fruchte des Erdreichs geben und erhalten wollen, wir bitten Dich, O Herr!"

Sehr reges Leben herrscht nun auch wieder in unserem Harvey und die Geschaftsleute sind gleichsam ganz andere Gestalten geworden als sie waren so lang Hoffnung auf Regen vergeblich schien. Auch unsere Farmer konnen sich heute mehr versprechen und moge ihre Hoffnung auf ein gesegnete Ernte in Erstullung gehen!

Den mir von Herrn Redakteur Brandt ubersandten Brief von meinem in Sibirien wohnenden Bruder Joseph Jochim habe ich dandend erhalten. Ich ubermittele meinem Bruder und Angehorigen unsere herzlichten Grusse, aber es thut mir recht leid, dass ich seine Bitte nicht erfullen kann.

Anton Jochim