Der Staats-Anzeiger
Bismarck, North Dakota
23 April 1914
Film 3639, Vol. 8, No. 38, Page 8

Estevan, Saskatchewan, Canada
March 30, 1914

On 22 March I returned here after a duration of two months of teaching in Strasburg, North Dakota and found my wife in good health, to send many greetings to our aunt Margaretha and to my half brothers and their wives and to our fathers relatives the Hoffart family. In the evening many visitors came here to me, who were eager to learn something about the region and what kind of towns are Bismarck, Linton and Strasburg. I did not see Strasburg although I had a dozen invitations to visit different people. I beg for forgiveness but such ceremonies made it difficult to visit. Many people here are eager to know whether Emmons County North Dakota has good farm land and if the farmer there have wealth, and how are their friends and acquaintances doing and so forth. I had my hands full to answering questions.

Here at this moment it is not good for the workers and employment is not easy to find. Only Managers appear to make business halfway and they make a good daily income. Maybe some squander the penny, to preserve the small ration is to preserve the chef. In the Canadian provinces a prohibition law is in works. What the outcome will be, we have to wait. Maybe here it will come to point that one will have to say "God, the father, has the grape juice thrive in vain"

Since 25 March snow is melting and in a few days the last snow will disappear. The snow water flows quick into the low areas like a lake, so that the very little moisture is left in fields. The river at Estevan rose over the banks, this is a great benefactor for Estevan as it furnishes us with very good drinking water, which the wells in town do not have.

The new railway tracks which are to be laid north east of here are still not a certainty as nothing has been done. The new theater building is complete. At the first performance all the school children of town will take part and received an entrance ticket, which the mayor James Smith paid from his own pocket. The performance will be more religious then worldly. The mayor has a tavern and is an honest married man, who is well liked. He is unbiased and offers much to the church and to poor.

With the building of the Catholic parish whose members are of German, French, Hungarian, and English, will start building in May as the old church is too small. For the building fund $10,000.00 was collected and therefore certainly a stately church can be built.

The farmers spring fever rush them to fields and soon all will be working the fields. May the Almighty bless the acres and have an abundant harvest.

At Joseph Melle on 23 March the stork left a healthy heir. At the baptism on 29 March for the first time in Canada I met Mr. Melle's sister Pathenstelle. The fest was properly celebrated.

Greeting to all from

Anton Jochim

Irma Geiss Katz Collection, Skokie, Illinois
Transcribed by Martin Foltz, Mission Viejo, California
Translation by Herbert Geigle, Deerfield Beach, Florida, August 2004
© 2004 by Herbert Geigle
All Rights Reserved

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Am 22. März langte ich nach zweimonatlichen Schultermin bei Strassburg in Nord-Dakota wieder hier an und fand meine Frau in guter Gesundheit an, der ich auch viele Grüsse unserer Tante Margaretha, sowie von meinen Halbbrüdern und Frauen zu übermitteln hatte, wie auch von unseren Gevattersleuten Hoffart. Am Abend stellten sich auch viele Besucher bei mir ein, die neugierig waren, etwas von dortiger Gegend zu hören und was Bismark, Linton und Strassburg für Städte sind. Strassburg sah ich aber nicht, obwohl ich Dutzende Einladungen erhielt, verschiedene Herrn dort zu besuchen. Diese bitte ich um Entschuldigung, aber Umstände verhinderten den Besuch. Viele Leute hier waren auch neugierig, ob es dort in Emmons County Nord-Dakota gutes Farmland giebt, ob die Farmer dort wohlhabend, wie es Freunden und Bekannten dort geht, und so weiter. Ich hatte alle Hände voll, die Fragen zu beantworten.

Hier ist es momentan für die Arbeiter nicht gerade gut, denn Handel und Mandel buhen etwas und Beschäftigung ist nicht leicht zu finden. Nur die Wirthschaften scheinen noch halbwegs Geschäfte zu machen und täglich gute Einnahmen zu erzielen. So vergeudet vielleicht Mancher den setzten Groschen in Wirthschaften, während zu Hause Schmalhaus Küchenmeister sein mag. Man arbeitet nun auch schon in den canadischen Provinzen an einem Prohibitionsgesetz. Was davon kommt, bleibt abzuwarten. Vielleicht kommt es auch hier noch so weit, dass man sagen muss: Gott, der Herr, hat den Rebensaft umsonst gedeihen lassen.

Seit den 25. März herrscht Thauwetter und in wenigen Tagen wird auch der letzte Schneerest verschwunden sein. Das Schneewasser floss leider recht rasch, also in die Niederungen und Seen ab, sodass für die Saatfelder nur wenig Feuchtigkeit verblieb. Das Flüsschen bei Estevan ist auch über die Ufer getreten, ist aber ein grosser Wohlthäter für Estevan, denn es versorgt uns mit leidlich gutem Trinkwasser, welches die Brunnen der Stadt nicht haben.

Die neue Bahnstrecke, welche vom Nordosten hier einmünden soll, ist noch unsichtbar und weitere Schritte sind noch nicht gethan worden. Das neue Theatergebäude naht seiner Vollendung. An der ersten Vorstellung werden sich alle Schulkinder der Stadt betheiligen und alle erhalten Eintrittskarten, welche der Bürgerweister James Smith aus eigener Tasche zahlt. Die Ausführung wird wahrscheinlich mehr religiöser als weltlicher Natur sein. Bürgerweister Smith besitzt auch eine Schankwirthschaft und ist ein braver ehrbarer Mann, der sich allgemeiner Beliebtheit und Achtung erfreut. Er ist sehr freigebig und opfert viel für kirchliche Zwecke und für die Armen.

Mit dem Kircherbau wird die katholische Pfarrgemeinde, welche aus Deutschen, Franzosen, Ungarn und Engländern besteht, im Mai wohl den Anfang machen müssen, denn die alte Kirche erweist sich als zu klein. Für den Bau sind $10,000 assignirt und dafür kann gewiss eine stattliche Kirche aufgeführt werden.

Die Farmer rüsten fieberhaft zur Feldarbeit und werden bald alle auf dem Acker arbeiten. Möge der All gütige die Acker segnen und eine reichliche Ernte gedeihen lassen.

Bei Joseph Melle kehrte am 23. März der Klapperstorch ein und hinterliess einen gefunden Stammhalter. Bei der taufe am 29 März vertrat ich zum ersten Male in Canada zusammen mit Herrn Melle's Schwester die Pathenstelle. Die Festlichkeit wurde gebührend gefeiert.

Gruss allerseits von

Anton Jochim